Rudolf Thome - Liebesforscher

Das Gesamtwerk - von 1968 bis 2011

In Rote Sonne (1970) verliebt sich Marquard Bohm in Uschi Obermaier. Die sollte ihn eigentlich umbringen, das sind die Regeln ihrer militanten Wohngemeinschaft, der Bruch der Regel treibt das Drama an und seinem blutigen Ende entgegen. In Das rote Zimmer (2010) verliebt sich Peter Knaack gleichzeitig in Katharina Lorenz und Seyneb Saleh. Das bringt zwar Komplikationen, umgebracht wird aber niemand. Ein Liebesvertrag regelt die Einzelheiten, die Regeln werden angepasst, das Drama fällt aus. Der Regisseur beider Filme heißt Rudolf Thome. Zwischen beiden Filmen, Thomes zweitem und dem bisher zweitletzten, liegen zwei Dutzend weitere und 40 Jahre. Was liegt noch dazwischen? Aus dem Regisseur, der einst einen der wenigen genuinen deutschen Kultfilme gedreht hat, ist ein Außenseiter geworden, der nur noch für einen ständig kleiner werdenden Kreis eingeschworener Liebhaber zu drehen scheint. Noch einmal – oder, aus der Perspektive einer jüngeren Generation: zum ersten Mal – die Thome-Filme, alle Thome-Filme zu sehen, das ist heute umso richtiger und umso schöner. Schließlich gibt es im deutschen Kino kaum ein anderes Werk, das ähnlich umfangreich wäre, und erst recht kaum einen anderen ähnlich persönlichen, dichten Werkzusammenhang.